100 Jahre nach der Stadtgründung wurde 1344 außerhalb der Stadtmauern vor dem Brücktor das Hospital zum Heiligen Geist als eine Stiftung der Neustädter Bürger errichtet.
Hauptanlaß für die Stiftung waren die Belastungen durch den Pilgerstrom zum Kloster Cismar. Von der dortigen Reliquie erhofften sich Gläubige wundertätige und heilkräftige Wirkungen; seit 1309 wurden jährlich Mäntel, Schuhe und Geld an Arme verteilt.
In der vom Landesherrn am 22. Januar 1344 ausgestellten Genehmigungsurkunde heißt es ausdrücklich, daß sich "aus den verschiedensten Gegenden des Landes, gleichermaßen auch aus nächster Umgebung, eine große Menge von Armen in der Stadt sammelten, um die Almosen frommer Leute zu empfangen. Dabei ereignet es sich oftmals, daß welche von den Armen aus großer Leibesschwäche und weil sie niemand haben, der sie aufnehme in sein Haus, ermattet vor den Kirchtüren und auf offener Straße unter freiem Himmel gefährlich und jammervoll daliegen."
Hatte man zunächst jeden Bedürftigen — gleich woher er kam — aufgenommen so entwickelte sich das Hospital im Laufe der Zeit aus einer Krankenpflegeanstalt allmählich zu einem Armenhaus mit festen Belegungszahlen für Neustädter Bürger.
Außer dem Grundvermögen zum Zeitpunkt der Gründung erhielt das Hospital durch Vermächtnisse mehrere Schenkungen, die bedeutendsten 1350 mit dem gesamten Dorf und Hof Rettin, sowie 1408/1422 die Hospitalmühle. Die gute Finanzausstattung ermöglichte es, größere Geldsummen gegen entsprechenden Zins auszuleihen. 1476 wurde das Dorf Logeberg mit 14 Hufen aufgekauft. Der Jahresgewinn des Hospitals entsprach schließlich dem Gegenwert von 70 fetten Kühen.
1592 mußte das Hospital auf Anweisung des Landesherrn die Dörfer Rettin und Logeberg an den Gutsbesitzer Rantzau auf Brodau abgeben. Die in mehrfachen Verhandlungen festgelegte Kaufsumme nahm die Landesherrschaft an sich und zahlte dem Hospital lediglich die Zinsen aus, nahm aber auch die dem Hospital auf der Neustädter Feldmark gehörenden Landstücke (insgesamt 87 Hektar) ab und ließ sie vom Fürstlichen Hof am Kremper Tor zugunsten der Landeskasse bewirtschaften.
Die ersten Hospitalbauten wurden aus Lehmwänden ausgeführt, 1408 die Kapelle und ein großes Herbergshaus gemauert. Nach starker Beschädigung 1627 durch Tillys Truppen blieb nach 1636 beendeter Renovierung die Kapelle seitdem ohne große Veränderung. Die Wohngebäude konnten 1853 durch die Freigiebigkeit von Kaufmann Jacob Lienau mit 21 Wohnungen neu erbaut werden; sie wurden — wiederum durch großzügige Spenden ermöglicht — 1969 saniert und 1987 erneut modernisiert, so daß nach Zusammenlegung von Einzelwohnungen jetzt insgesamt 10 Wohnungen vorhanden sind. Ein Wohnbereich wurde im Zustand von 1853 belassen. |