800 Jahre Bürgerengagement – Ausstellung der Neustädter Schützengilde im zeiTTor Museum der Stadt Neustadt in Holstein vom 28. September bis 19. November 2017
Eckert Groth (rechts) und Uwe Muchow haben die Ausstellung geplant, organisiert und umgesetzt.
In den vergangenen 8 Jahrhunderten der Neustädter Stadtgeschichte haben sich immer wieder Bürger dieser Stadt für das Gemeinwohl und zur gegenseitigen Unterstützung engagiert. Diese Bürger waren zum großen Anteil auch immer Mitglieder einer Neustädter Gilde. Die Ausstellung soll dieses Bürgerengagement aufzeigen.
Über das Gildewesen gibt es umfangreiche Literatur, aus der die Vielfalt ersichtlich wird, in der sich unter der Bezeichnung „Gilde“ im Laufe von Jahrhunderten menschliches Zusammenleben vollzogen hat. Wie bei einem Stammbaum hat sich das Gildewesen aus einer gemeinsamen Wurzel (das Gildewesen) entwickelt und zeigt sich bis heute hin in seinen verschiedenen Ästen und Zweigen.
Das Wort „gild“ bedeutet ursprünglich so viel wie Vergeltung, Buße, Opfer, dann aber auch Trinkgelage. Offenbar kommt hierin die Tatsache zum Ausdruck, dass die Gilde die erste soziale Einrichtung war, welche den Grundsatz der „speziellen Entgeltlichkeit“ anwendete, die noch heute Grundlage jeden kommunalen Lebens ist.
Eine Gilde ist vom Ursprung her ein freiwilliger Zusammenschluss von Personen zum Schutze und zur gegenseitigen Hilfeleistung bei eintretendem Unheil (wie Krankheit, Tod, Unwetter, Feuersnot u. a.) sowie ebenfalls zur Pflege des geselligen Beisammenseins. Seit vielen Jahrhunderten gibt es Gilden auch in Neustadt in Holstein, jeweils mit unterschiedlichen Aufgaben. Die Gilden waren und sind Gemeinschaften zum Schutz der Allgemeinheit und des Gemeinwesens.
Zum festen Bestandteil der Bruderschaften gehörte stets auch das Abhalten von Festlichkeiten, dem sogenannten Gelage, meist verbunden mit der Rechnungslegung für das Jahr. Mit der Reformation endete das betont kirchliche Wirken der Bruderschaften – der sogenannten Kalande. Man wendete sich mehr weltlichen Aufgaben zu, die man nun in Brand-, Toten-und Schützengilden verstärkt ausübte, ohne dass dabei die Geselligkeit der alten Gelage (Trinken und Essen bei Zusammenkünften) zu kurz kam. Die Bezeichnung „Schützengilde“ entspringt dabei dem Wortstamm „Schutz“ und nicht dem Stamm „Schießen“, wie vielfach vermutet wird.
Dieser jahrhundertealten Tradition fühlt sich auch die Neustädter Schützengilde bis heute verpflichtet – sie lebt diese Tradition. Zum einen werden die Gildebrüder (Mitglieder) durch spezielle Vorträge an diese geschichtliche Tradition erinnert, zum anderen wird die gemeinsame Jahresfeier in besonderer, traditioneller Form durchgeführt, was für jeden Neustädter beim jährlich stattfinden Vogelschießen sichtbar wird. Dazu gehört unter anderem auch die Pflege der plattdeutschen Sprache.
Auch der ursprüngliche Gedanke gegenseitiger Unterstützung wird in der Gilde stets gefördert. Mehr als 95 Prozent der Gildebrüder (Mitglieder) engagieren sich in anderen Vereinen und Verbänden ehrenamtlich in der Stadt oder haben sich engagiert. Die Gilde oder die Neustädter Schützengilde ist somit ein bedeutendes oder wichtiges Netzwerk zur Förderung des Ehrenamtes in Neustadt in Holstein.
Hospital-Urkunde von 1344 – mit erstmaliger Erwähnung einer Gildeheuer