Vaterländische Rede

Geschichte zur Vaterländischen Rede

bei der Neustädter Schützengilde

Es liegt wohl am zunehmenden Alter des Menschen begründet, daß er nach Quellen und damit zum Ursprung einer Sache sucht – so auch zur vaterländischen Rede.
Diese gehört seit Jahren zum Höhepunkt und somit zum festen Bestandteil beim Gildefrühstück am Tage des Vogelschießens bei der Neustädter Schützengilde.
Nachfragen bei anderen Gilden in SH ergaben, daß es sonst bei anderen Gilden diese nicht gibt.
Versuche, den Ursprung zu ermitteln, scheiterten an fehlenden Unterlagen.
Nach Sichtung der Akten stehen jetzt die Protokolle aus den Jahren 1952-1977 und 1977-1993, sowie Zusammenfassungen von Jahresberichten und Presseveröffentlichungen des Neustädter Reporters zur Verfügung.
Auf Nachfrage beim Norddeutschen Schützenbund gab es einen Hinweis im Internet über eine Darstellung der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte unter „das Vaterland wird entdeckt“.
Nach dem Wiener Kongreß 1818/19 und der damit verbundenen Neuordnung Europas wurde es in Deutschland zur geschichtlichen Leitwissenschaft deutsche Geschichte zu erforschen.
Somit wurde ‚“Vaterland“ und vaterländisch zu Lieblingsworte der Historikergeneration. Da entsprechende Aufzeichnungen fehlen ist es nicht ersichtbar, wann im 19. und dann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert vaterl. Reden bei Traditionsvereinen gehalten worden sind.
Durch die Neuordnung Europas nach dem 2. Weltkrieg und die damit bekannten Folgen der Abtrennung (Saarland) und Teilung Deutschlands, ist die Bedeutung des“Vaterlands“ wieder gestiegen.
Nach der Neugründung der Neustädter Schützengilde 1951 kann man in den Schriften erfahren, daß Rede gehalten worden sind, meist wohl von dem amtierenden König., so heißt es 1969: „Redefolge beim Frühstück“ Königsrede (nach dem Hauptgang)
In Zeitungsberichten von 1955 und 1966 ist zu lesen:
Beim gemeinsamen Frühstück in der Schützenhalle, zu dem auch Gäste geladen waren, verging
die Zeit wie Fluge. Reden und Gegenreden wechselten miteinander, viele Hochs wurden ausgebracht und erwidert. Da es sich um einen „Eigenbericht“ handelt, hätte man sicherlich den Begriff – vaterländische Rede verwendet.
In einer Aufzeichnung einer Vorstandsssitzung von 1967 steht geschrieben, daß Dr. Friedrich Wittrock die vaterländische Rede bei Gildefrühstück halten soll.
Nach den heute bekannten Unterlagen wird hier erstmalig die Rede so benannt.
Es ist verwunderlich, daß dann, aus welchen Gründen auch erst 1972 wieder von einer vaterländischen Rede geschrieben steht.
Im Jahresbericht von1970 wird erwähnt, daß Kommandeur Robert Prüß, stets in Platt, bei den Gildefesten das Wort ergriffen hat und in launiger Art und trockenem Humor zum Gelingen beigetragen hat.
1971 hielt der König, Dr. med. Werner Gast eine Ansprache an die Gilde und Gäste zu Beginn des Vogelschießen. Er kritisiert, daß anscheinend die Jugend die Begriffe – Volk, Vaterland, Ehre und Pflicht als lächerliche Überbleibsel einer versunkenen Zeit betrachten.
Auch fehlt der Begriff „vaterländische Rede“, wenn auch der Inhalt eindeutig einer solchen zugeordnet werden kann.
1972 hielt der frühere Bürgermeister, Joachim Wollenberg die vaterländische Rede in der er das gemeinsame Zusammenfinden hervor hob. Kritik nur um der Kritik willen ist fehl am Platz folgerte er.
Diese Darstellung entspricht dem heutigen Stand.
Sollten sich durch bisher nicht gesichteten Unterlagen neue Erkenntnisse ergeben, so würden diese in einer Berichtigung oder Ergänzung führen.
Es folgt jetzt die Aufstellung der Redner bis 2016. In Kurzform ist auch der Inhalt der Rede genannt.
 JAHR   REDNER „Vaterländ. Rede“  Thema
 1961   Heinz Bredfeldt  Stadtgeschichte
 1969   Kurt Schnoor  Königsrede, Königsjahr
 1970   Heinz Bredfeldt  aus der Gilde
 1971   Heinz Bredfeldt  Stadtgeschichte – Gilde
 1972   Joachim Wollenberg – Bürgerm.  Zusammenfinden, Kritik nicht Selbstzweck
 1973   Heinz Bredfeldt  König – Stadt-/Landesgeschichte
 1974   Heinz Bredfeldt  Gilde und Jugend
 1975  ?
 1976   Horst Colschen  Einigkeit und Recht und Freiheit
 1977   August Fiedler  Vaterland
 1978   Hans Gehm  Deutsche mehr Selbstbewußtsein
 1979   Harald Zeh  Europa
 1980   Robert Koch  Entwicklung Deutschlands
 1981   Hubert Frahm  Heimat, Neustadt
 1982   Dieter Morschheuser  Vaterland, Gesinnung, dt. Ostgebiete, Teilung Deutschlands
 1983   Karl -Heinz Liebelt  Vaterland, Teilung
 1984   Dr. Werner Kaeselau  SH- Geschichte
 1985   Horst Colschen  Deutsche Einheit
 1986   Albert Haase  Öffnung der Gilde, Jugend, Angebote
 1987   Dr. Werner Gast  Preußen
 1988   Uwe Muchow  Vaterland, Heimat
 1989   Hunus Koch  Geschichte des Vogelschießens
 1990   Uwe Winsel  Deutschland Lied
 1991   Dirk Hoffmann  Wiedervereinigung
 1992   Eberhard Peters  17. 06. 1953
 1993   Günter Schulz  Europa
 1994   Heinrich Evers  Plattdeutsche Sprache
 1995   Dr. Werner Gast  Vaterland
 1996   Ralf Gütlein  Vaterland
 1997   Carsten Niemann  Verlieren wir unser Vaterland
 1998   Ernst-August Petsch  Nato, Sicherheitspakte
 1999   Wolfgang Scheel  50 Jahre Grundgesetz
 2000   Edgar Prinz
 2001   Uwe Henning  Einwanderungsland, Nation
 2002   Jens Böttcher  vaterländische Denken
 2003   Holger Kaufmann  Sicherheitsperspektive
 2004   Günter Schulz  Europa Union
 2005   Egon Wicklein  Wirtschaftswunder
 2006   Sven Dabelstein  Vaterland sind wir Alle
 2007   Ulf Dittmer  was kannst Du für dein Land tun…
 2008   Heinrich Evers  Wiederholung der Rede von J.H. Koch 1989
 2009   Hubert Frahm  was ist des Deutschen Vaterland
 2010   Günter Schulz  Ehrenamt
 2011   Eckert Groth  Burgersinn
 2012   Uwe Muchow  Kultur, Tradition
 2013   Hartmut von Halle  Deutsche Flagge, Traumschiff Deutschland
 2014   Holger Frank  wohin driftet Deutschland
 2015   Sven Gösch  Zuwanderung, Ausländerhass
 2016   Albert Haase  was „beschutzen“ wir, Silber-Handwerk
 2017   Günter Schulz
 2018   Andreas Schuldt  Deutschland – die verspätete Nation
 2019   Sebastian Schmidt  „Zukunft braucht Europa“

Die Vaterländische Rede 2019

Vaterländische Rede 2019

„Zukunft braucht Euopa“

Sebastian Schmidt

Sehr geehrte Majestäten, sehr verehrte Ehrengäste, liebe Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder, meine Damen und Herren,

Zukunft braucht Europa. Die Themenauswahl für die diesjährige Vaterländische Rede fiel mir leicht. In Neustadt in Holstein feiern wir neben dem 775-jährigen Stadtjubiläum, das 30. Europäische folklore festival sowie 50 Jahre Europastadt Neustadt in Holstein. Darüber hinaus fanden im letzten Monat die Wahlen zum Europäischen Parlament statt.

Auch wenn Europa bereits 1979 von Harald Zeh und 1993 sowie 2004 von Günter Schulz im Mittelpunkt vergangener Vaterländischen Reden stand, ist das Thema heute gleichwohl aktuell. Ein Beleg dafür ist die deutlich gestiegene Wahlbeteiligung bei der Europawahl.

Meine Thesen zur Zukunft Europas möchte ich im Folgenden darstellen. Und Ihnen gebe ich vorab die Frage auf den Weg: Muss der Begriff Vaterland erweitert werden auf Vaterland Europa? Über die Zukunft kann man sich erst seriös Gedanken machen, wenn man einen geschichtlichen Blick zurück wirft.

Europa ist durch Mut entstanden. Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg haben couragierte Staatsmänner wie Konrad Adenauer und Robert Schumann den Teufelskreis aus Hass und Krieg durchbrochen. Mit konkreten Schritten haben sie den Weg der europäischen Einigung eingeschlagen – gegen erbitterten Widerstand von Nationalisten mit ihren extremistischen Zielen. Davon profitieren wir bis heute. Nie zuvor gab es eine beständigere Phase des Friedens auf unserem Kontinent.

Deutschland – in der Mitte Europas – hat dieser Einigung besonders viel zu verdanken. Europa ermöglichte dem westlichen Teil Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg die Rückkehr in die internationale Völkergemein-schaft. Erst Europa ermöglichte nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs eine friedliche Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit.

Zusammengefasst: Die europäische Idee bleibt der bedeutendste politische Fortschritt des vergangenen Jahrhunderts: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, wirtschaftliche Zusammenarbeit und politische Partnerschaft über nationale Grenzen hinweg.

Ich wurde 1993 geboren. Also nachdem 12 Länder in der holländischen Stadt Maastricht den „Vertrag über die Europäische Union“ unterschrieben hatten und vor der Einführung des Euro. Die D-Mark erinnere ich nur noch dunkel. Es schien alles geklärt und geregelt. Die Fragen, ob der Reisepass noch gültig ist oder noch Bargeld gewechselt werden muss, waren für mich sehr selten Bestandteil der Planung für eine Reise ins nahe Ausland.

Noch nie wurde mir an der Grenze durch eine Kontrolle das Gefühl vermittelt, verdächtig, anders oder gar nicht willkommen zu sein. Das Land ist ein Nachbarland. Die Menschen sind Nachbarn. Meiner Generation wurde ein geeintes Europa in die Wiege gelegt. Gerade deshalb sollten wir uns hüten, es als gegeben hinzunehmen.

Heute ist es ernste Aufgabe diese Errungenschaften zu bewahren. Dazu gehört, sich nicht nur über das komfortable Reisen zu freuen.

Alle Menschen – natürlich auch wir hier im Saal – können dafür sorgen, dass Europa auch in Zukunft zusammenhält. Dieser Zusammenhalt ist der Schlüssel um Zukunftsängste, Unruhen und krisenhafte Entwicklungen in einzelnen Mitgliedsstaaten zu begegnen. Er kommt nicht von selbst. Zusammenhalt in Europa setzt Verständigung voraus. Wir dürfen uns nicht ausschließlich von unseren kurzfristigen vermeintlichen nationalen Interessen leiten lassen. Gerade Deutschland als großes und wirtschaftlich starkes Land muss immer auch den Ausgleich zwischen den Mitgliedsstaaten und den Zusammenhalt des Ganzen im Auge haben.

Ein Zusammenwachsen der Völker Europas setzt eine schrittweise Angleichung der Lebensbedingungen voraus – in Deutschland ebenso wie in Finnland oder Griechenland, in Portugal wie in Polen. Im Mittelpunkt steht, dass alle Bürgerinnen und Bürger konkret erleben, dass Europa sie schützt und die Voraussetzungen dafür schafft, ein gutes und sicheres Leben zu führen.

Die Weltordnung, die wir bisher gekannt und an die wir uns gewöhnt hatten, besteht nicht mehr. Jahrzehntelange Allianzen werden im Twitter-Takt in Frage gestellt.

Russlands Angriffe auf Völkerrecht und Staatensouveränität, die egoistische Politik des „America First“, genauso wie die aggressive wirtschaftliche Expansion Chinas lassen die Welt aus den Fugen geraten. Es muss eine Europäische Souveränität geben, die es Europa ermöglicht als aktiver Akteur auf der Weltbühne für seine Werte und Lebensweise einzustehen. Die Stimme eines einzelnen Staates verhallt international. Die EU-Länder finden in der Welt nur gemeinsam Gehör. Nur mit einer gemeinsamen Stimme ist die Europäische Union auf der internationalen Bühne ein Partner auf Augenhöhe. Europa darf nicht zum Spielball anderer werden. Es muss sein Schicksal ganz einfach stärker selbst in die Hand nehmen. In dieser Weltordnung muss sich Europa als Friedensmacht positionieren, die dann für eine solidarische Kooperation zur Gewinnung und dem Erhalt des Friedens steht. Die universelle Gültigkeit der Menschenrechte und die Teilhabe aller Menschen auch am Wohlstand dieser Welt gehören ebenfalls dazu.

Europa ist vielfältig. Der Schutz von Minderheiten ist innerhalb einer demokratischen Gemeinschaft Voraussetzung und Anliegen eines Rechtsstaats. Grundrechte stehen nicht zur beliebigen Disposition von Minderheiten, aber auch nicht von demokratisch gewählten Mehrheiten. Die Europäische Union darf es deshalb nicht zulassen, wenn Mitglieds-staaten auf nationaler Ebene Rechte von Minderheiten in ihrem Kern beschneiden. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wie zum Beispiel Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit müssen auf allen Ebenen entschlossen bekämpft werden. Wir Deutsche haben aus den Erfahrungen der Nazi-Diktatur gelernt: Deutschland feiert dieses Jahr 70 Jahre Grundgesetz.

Vaterland Deutschland und Vaterland Europa – geht das überhaupt?

Europa hat eine identitätsstiftende Quelle – einen im Wesen zeitlosen Wertekanon, der uns auf doppelte Weise verbindet, als Bekenntnis und als Programm. Wir Europäer versammeln uns für etwas im Namen Europas nicht um Monumente, die den Ruhm der einen aus der Niederlage der anderen ableiten. Wir versammeln uns für hohe Werte – für Frieden und Freiheit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für Menschenrechte und Bürgerrechte, für Wohlstand und Freizügigkeit, für Solidarität und Sicherheit, für Meinungsfreiheit und Pressefreiheit.

All diese europäischen Werte sind nicht nur ein Versprechen. Sie sind auch niedergelegt in Verträgen und garantiert in Gesetzen. Sie sind Bezugspunkte unseres Verständnisses – Grundlage dafür, dass Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben. Die europäischen Werte sind der verlässliche Kern Europas. Sie sind verbindlich. Sie verbinden.

Unsere europäische Wertegemeinschaft ist ein Raum von Freiheit und Toleranz. Sie bestraft Fanatiker und Ideologen, die Menschen gegen-einander hetzen, Gewalt predigen und unsere demokratischen Grundlagen untergraben. Sie gestaltet einen Raum, in dem die Völker friedlich miteinander leben und nicht mehr gegenseitig zu Felde ziehen. Ein Krieg wie noch vor kurzem auf dem Balkan, wo bis heute europäische Soldaten und zivile Kräfte den Frieden sichern müssen, so etwas darf nie wieder blutige Realität werden.

Von anderen Kontinenten zugewanderte Menschen wissen das Kostbare Europas oft in ganz besonderer Weise zu schätzen. Sie kennen Armut, Unfrieden, Unfreiheit und Unrecht in anderen Teilen der Welt. Sie erleben Europa als einen Raum des Wohlstands, der Selbstverwirklichung und in vielen Fällen auch als Schutzraum: vor Pressezensur oder staatlichen Internetsperren, vor Folter, vor Todesstrafe, vor Kinderarbeit oder Gewalt gegen Frauen oder vor der Verfolgung jener, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung leben.

Der europäische Wertekanon ist nicht an Ländergrenzen gebunden und er hat über alle nationalen, ethnischen, kulturellen und religiösen Unter-schiede hinweg Gültigkeit. Am Beispiel der in Europa lebenden Muslime wird dies deutlich. Sie sind ein selbstverständlicher Teil unseres europäischen Miteinanders geworden.

Europäische Identität definiert sich nicht durch negative Abgrenzung vom anderen. Europäische Identität wächst mit dem Miteinander und der Überzeugung der Menschen, die sagen: Wir wollen Teil dieser großartigen Gemeinschaft sein, weil wir diese gemeinsamen Werte teilen. Mehr Europa heißt: mehr gelebte und geeinte Vielfalt.

Vaterland Deutschland und Vaterland Europa – geht das überhaupt? Ich sage ja.

Wir erleben es tagtäglich. Wir sind auch dann Europa, wenn wir zu Hause bleiben. Hier in Neustadt treffen wir auf Restaurantbesitzer aus Griechen-land, Krankenpflegerinnen aus Spanien, Fußballspieler aus Italien. In den Betrieben, in den Geschäften arbeiten immer mehr Menschen, die ihre familiären Wurzeln in anderen Ländern haben und die, wenn sie religiös sind, in andere Gotteshäuser gehen als katholische und evangelische Deutsche. Europa ist längst mehr. Vielfalt ist Alltag in der Mitte unserer Gesellschaft.

Die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft: künstliche Intelligenz, Klimawandel, Migration und die wachsende Digitalisierung lassen sich nur europäisch gestärkt lösen. Welche Zukunftsaufgabe kann nationalstaatlich – also von einem einzelnen Land – angegangen werden? Keine. Die Antwort darauf ist Europa. Wer glaubt, dass dieses Europa einfach so weiter läuft, der irrt. Dabei kommt es auf jeden Einzelnen an. Nur gemeinsam sind wir Europa. Dafür braucht es Mut. Der Kampf für unsere europäischen Werte wie Humanismus, Rechtsstaatlichkeit, die Würde des Menschen, Frieden und Freiheit, hört niemals auf. Deshalb braucht unsere Zukunft Europa.

Ich danke sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


Die Vaterländische Rede 2018

Vaterländische Rede 2018

Deutschland – die verspätete Nation

Andreas Schuldt

Sehr geehrte Majestäten,
verehrte Ehrengäste,
liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder,

es ist eine gute Tradition geworden, sich auf dem Höhepunkt des Gildelebens, unserem Vogelschießen, auch einige Minuten zum Zustand und Werden unseres Deutschen Vaterlandes Gedanken zu machen. Dazu möchte ich gerne in diesem Jahr meinen Beitrag leisten. Wenn wir über die Begriffe „Deutsch“ und „Vaterland“ nachdenken, kommen wir früher oder später zur Frage nach dem Ursprung. Zur Frage also, wie es zur Genese eines Deutschlands kam, wann erstmals von „Deutschen“ die Rede war und welchen Weg dieser Prozeß der Deutschen Nationwerdung insbesondere im Vergleich mit anderen europäischen Mächten nahm. Denn es nicht nur so, daß sich die Geschichte in Abwandlungen immer wiederholt, sondern gerade die Frage nach den Wurzeln führt zu Antworten auf den gegenwärtigen Zustand.

Doch nun genug der Vorrede, lassen Sie uns abtauchen in eine Welt, in der sich sich das Frankenreich in 3 Teile aufsplittert, deren östlicher zunächst das Ostfränkische, dann das Deutsche Reich bildet. Mit dem Jahr 919 und der Inthronisierung des Saliers Heinrich I.befinden wir uns auf dem Startpunkt der Geschichte eines Reiches der Deutschen. Bereits mit der Wahl des ersten Deutschen Königs durch die Stammesherzöge etabliert sich das sogenannte Wahlkönigtum. Zwar etablieren sich über mehrere Dekaden auch Dynastien wie die Sachsen, Salier, Staufer oder später die Habsburger und Luxemburger, stets jedoch mußte der Sohn eines verstorbenen Herrschers sich der Wahl durch die Herzöge und später dann die Kurfürsten stellen. Verfassungsrechtlich manifestiert wird dieses Wahlkaisertum mit der Goldenen Bulle von 1356.

Eine weitere Leitlinie unserer Nationwerdung ist die Inanspruchnahme des Klerus als maßgebliche Stütze der Reichsverwaltung. Die Klöster waren im Mittelalter die Zentren des Schrifttums und die einzige funktionierende Verwaltungsebene im Reich. Neben dem Lehenswesen, also der Vergabe von Land gegen die Verpflichtung zum Untertanenschutz und zur Heerfolge war die Kirche die einzige Institution, mit der das Reich verwaltungstechnisch durchdrungen werden konnte. Ebenso wie der Adel ließ sich auch der Klerus durch reiche Schenkungen für seine Dienste entlohnen. Neben diesem eher pragmatischem Aspekt der kaiserlichen Machterhaltung spielte natürlich auch die tiefe Gläubigkeit des mittelalterlichen Menschen hierbei eine große Rolle. Anders als heute war der Tod für die Menschen seinerzeit alltäglich und übermächtig, damit war gleichzeitig die Aussicht auf ein jenseits im Himmel anstatt im Fegefeuer umso bedeutender.

Unter Heinrich III. erreichte die kaiserliche Macht einen vorläufigen Höhepunkt, es herrschte eine „Harmonie zwischen Imperium und Sacerdotium“, auf der Synode von Sutri 1046 ließ der Kaiser 3 rivalisierende Päpste absetzen und den Bichof von Bamberg zum Papst Clemens II. ausrufen.
Diese der Kirche verliehene Einflußposition kollidierte im 12. Jahrhundert mit dem Neuverständnis der Kirche (Reformbewegung von Cluny) und mündete in den Investiturstreit von 1156. Er läutete das Ende der alleinigen Einsetzung der Bischöfe durch den Kaiser ein.
Das Wormser Konkordat setzte der Einheit von Kaisermacht und Papsttum ein Ende, die Bischöfe wurden fortan durch den Klerus bestimmt.

Das dritte entscheidende Kriterium war die Fixierung des Deutschen Herrscher auf den Einfluß über Rom. Die Titulierung „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ impliziert den Anspruch auf die Nachfolge des Reiches vom Römischen Reich, nur in Deutschen Reich gab es einen Kaiser, vom Papst gekrönt. Alle übrigen Reiche des Kontinents, mit Ausnahme Ostroms, führten lediglich den Königstitel. Zur Sicherung der Einflußnahme auf den Heiligen Stuhl hielten sich viele Herrscher länger in Italien als in Deutschland auf mit Folge, daß sich die Landesherrschaften vom Kaiser sukzessive emanzipierten, ihre Lehen automatisch erblich wurden und die kaiserliche Autorität mangels Anwesenheit schrittweise verfiel. Die Königswahl wurde im 11. Jahrhundert zu einem Geben und Nehmen, die Loyalität der Großen im Reich mußte sich der potentielle König mit der Verleihung königlicher Regalien und Land erkaufen. In der Goldenen Bulle von 1356 werden die faktisch gewordenen Machtverhältnisse, die schrittweise Übernehme ehemals königlicher Rechte durch die Landesherren, nunmehr auch de jure festgelegt. Insbesondere die Wahl des Königs durch die Kurfürsten und die Überschreibung königlicher Regalien auf die Territorialherren werden förmliches Recht.

Vergleichen wir nun die Machtverschiebungen im Reich während des Hochmittelalters mit den Verhältnissen in England. Seit der Eroberung Englands 1066 nach der Schlacht von Hastings durch die Nachfolger der Normannen wurde der bestehende Adel nahezu vollständig eliminiert und durch Gefolgsleute Wilhelms I. ersetzt. Mit dem Domesday- book wurde die Besteuerung sowie die Aufteilung der Ländereien an den neuen, normannisch- stämmigen Adel erfaßt.
Die von Grund auf neue Machtverteilung auf viele kleine Barone und Grafen sowie die Schaffung des Amtes eines Sheriffs als Richter und Steuereintreiber im Namen des Königs wurde im 11. und 12 Jahrhundert etabliert, ebenso entstand als königliches Machtzentrum eine Hauptstadt namens London.
Diese radikale Neuverteilung von Titeln und Land mit dem König an der Spitze der Lehenspyramide, darunter die Earls, Barons und Sheriffs, ließ keine eigenständige Landesherrschaften aufkommen wie im Reich der Stauferdynastie.

Kommen wir zurück zu den Landesherrschaften im Reich. Sie sind entstanden aus den ursprünglich königlichen Lehen, derer Erblichkeit, der Übernahme ehemals königlicher Regalien (Zölle, Münzrecht, Marktrecht, Bergbaurecht und dem niederen Gerichtswesen). Allein schon bedingt durch die flächenmäßige Ausdehnung des Reiches im Hochmittelalter mit den drei Teilkönigreichen Deutschland, Burgund und Italien bilden die Reichsverwaltung und die Landesherrschaften zwei parallele Stränge der Herrschaft. Die nur rudimentär ausgeübte Zentralverwaltung durch den Kaiser mittels der Kirche wird zwangsläufig ergänzt durch die eigenständige Verwaltungsorganisation in den Grafschaften, Fürstentümern und Bistümern.

Dieses Gleichgewicht zwischen landesherrschaftlicher und kaiserlicher Zentralgewalt geriet bereits zum Ausgang des 11. Jahrhunderts aus den Fugen. Mit dem Papstwahldekret Nikolaus II. 1059 wird die Mitwirkung des Kaisers von der Papstwahl ausgeschlossen. Aus dem harmonischen Zusammenwirken von Kirche und Kaisertum entwickelt sich der Investiturstreit 1077 mit dem Canossagang Heinrich IV. Die Kirchenreformen unter Papst Gregor VII. emanzipieren den Klerus vom Einfluß (der Bischofsinvestitur) des Kaisers. Der Verzicht des Kaisers auf die Bestellung der Bischöfe, der Nutzung des Reichskirchengutes und der verwaltungsrechtlichen Dienstleistungen der Bischöfe hebeln das bisherige Verwaltungssystem der kaiserlichen Zentralgewalt völlig aus den Angeln. Mit dem Wormser Konkordat 1122 gleicht sich die Stellung der Bischöfe denen der weltlichen Fürsten im Reich an.
In der „Confoederatio cum princibus ecclasiastics“ von 1220 verzichtet Stauferkaiser Friedrich II. entgültig auf die Ausübung der Königsrechte in den geistlichen Territorien.

Wie war nun zu gleicher Zeit der Stand in England ?
Zunächst einmal war England flächenmäßig auf ca. 1/3 des Reichsterritoriums beschränkt, Schottland war noch ein eigenständiges Königreich, somit war die Regierung durch eine königliche Zentralgewalt schon dadurch erleichtert. Mit Heinrich II: aus dem Hause Plantagenet wird die Macht der Barone beschränkt, es entsteht ein Schatzkanzleramt, ein königliches Festungssystem, ein Beamtensystem und eine allein dem König unterstehende Gerichtsbarkeit. Der Adel in Form der Barone waren dem König fortan nicht mehr zur Heerfolge verpflichtet, sondern zur Steuerzahlung. Damit entstand ein effizientes Verwaltungssystem, welches auch bei längerer Abwesenheit des Monarchen, zum Beispiel bei Feldzügen in Frankreich, funktionierte und Steuereinnahmen garantierte.
Die Magna Charta in der Fassung von 1225 schließlich regelte abschließend das Verhältnis zwischen Adel und König. Den Baronen wurde, historisch erstmalig, ein Mitspracherecht bei der Erhebung von „Schildgeldern“, also Steuern , eingeräumt. Die Verwaltung des Königreiches durch Beamte wird seitens des Adels akzeptiert.
Trotz wechselnder Machtverhältnisse, Erbfolgestreitigkeit und Rebellionen in der weiteren Englischen Geschichte war bereits im 12. Jahrhundert der Grundstein für eine funktionierende Zentralgewalt gelegt worden.
Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation hingegen war im gleichen Zeitpunkt mit dem Wormser Konkordat, spätestens mit der Goldenen Bulle 1356 der Schlußpunkt für einen Zentralstaat auf deutschem Boden gelegt worden.

Die Zersplitterung der Macht im Reich setzte sich nunmehr im Spätmittelalter fort, die Reformation zu Beginn der Neuzeit zerriß unser Vaterland auch konfessionell und mündete in den 30- jährigen Krieg mit seinen unfaßbaren Grausamkeiten. Bereits dieser Krieg machte Deustchland und unser Volk zum Spielball benachbarter Mächte, Landesherren verbanden sich mit den Königen von Schweden und Frankreich, die wiederum territoriale Ziele an Deutschlands Ostseeküste und an der Westgrenze verfolgten. Der Westfälische Friede von 1648 schließlich stellte per Vertrag fest, was schon lange Realität geworden war: Das Reich hatte sich in eine leblose Hülle für immer stärker aufstrebende und eigenständig agierende Landesherrschaften entwickelt. Die machtpolitisch erfolgreichsten Landesherrschaften sollten schließlich die Dynastien der Hohenzollern und Habsburger werden.

Wenn wir nunmehr unseren Streifzug durch die Geschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit beenden, so wird uns ein großer Handlungsboden klar: Die Nationwerdung Deutschlands machte einen jahrhundertelangen Umweg über die Landesherrschaften und kam erst zum Abschluß, als Preußen und Österreich schließlich im 19. Jahrhundert ihre Hegemonie durchsetzten und die Großmächte Deutschland und Österreich- Ungarn manifestierten.

Die in der Ära der Restauration nach 1815 aufkeimende Sehnsucht vieler Deutscher nach einem geeinten Vaterland, wie es auch Hoffmann von Fallersleben in seinem Lied der Deutschen textete, fand ihr Fanal im Großmachtstreben der Hohenzollern, die schließlich, wenn auch vom Monarchen zunächst widerwillig, 1871 die Kaiserkrone eines geeinten Deutschen Reiches übernahmen. Der Sieg über Frankreich und die explodierende ökonomische Potenz in den Jahren darauf katapultierten das nunmehr zweite Deutsche Reich in Richtung einer Weltmacht.

Damit sollte sich das Machtgleichgewicht in Europa massiv verschieben. Im Zentrum des Kontinents entstand eine ökonomische und militärische Macht, die die übrigen Großmächte derart seit den Stauferkaisern im 12. Jahrhundert nicht mehr gewohnt waren. Dazu kam: 1871 waren die Weltsprachen Englisch und Französisch, der Meridian verlief durch London und die Kolonien waren aufgeteilt unter England, Frankreich und Spanien. England sagte stolz: „Britania rules the waves“ und war die mit Abstand größte Seemacht.

Damit schließt sich nun der Kreis. Im späten 19. Jahrhundert etablierte sich Deutschland als wirtschaftlich und militärisch potente Großmacht, mindestens ebenbürtig mit den lange bestehenden Mächten England und Frankreich. Der Ausspruch des Herzogs von Wellington „ Ich wollte, es werde Nacht oder die Preußen kämen…“ war nun nicht mehr aktuell.
Und mit dem Abgang Bismarcks 1890 verloren wir denjenigen, der die „Zuspätkommer“ harmonisch in den Kreis der bestehenden Mächte einzuordnen wußte.

Zu ergründen, welche Konsequenzen diese Entwicklung für die weitere Geschichte unseres Deutschen Vaterlandes haben sollte, gebe ich dem geneigten Publikum anheim und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


Die Vaterländische Rede 2017 – von Günter Schulz
PDF – zum Download bitte KLICKEN

Vaterländische Rede 2017

Günter Schulz

Im Januar dieses Jahres konnte ich auf Einladung unseres Bundestagsabgeordneten
Ingo Gädechens mit anderen Ostholsteinern an einer Informationsfahrt
in das „politische“ Berlin teilnehmen. – Während des Besuches im Bundestag
war es ein großer Glücksfall, die Rede unseres Bundestagspräsidenten Prof. Dr.
Lammert zu erleben. Ein voll besetztes Plenum, die lückenlos gefüllte
Regierungsbank, der Bundespräsident mit einigen Botschaftern auf der
Ehrentribüne – wann gab es das schon! Herr Lammert sprach über den
Terroranschlag am Breitscheidplatz und gedachte in eindrucksvoller Weise der
12 Menschen, die so brutal aus dem Leben gerissen wurden und der vielen
Verletzten, die noch lange kämpfen müssen, um körperlich und seelisch in das
Leben zurückzufinden.
Diese Rede über die Folgen terroristischer Brutalität in Deutschland und in
unseren Nachbarländern war für mich die Initialzündung, um heute zu
versuchen, die folgende Frage zu beantworten: Ist unser Asylrecht noch
zeitgemäß? Mit festem Willen zu Wahrheit und Sachlichkeit, werde ich bemüht
sein, einige Aspekte der aktuellen Lage der sog. Zuwanderung zu beleuchten,
um schließlich einer Antwort näher zu kommen.
Was legitimiert mich als fast 80-järigen Menschen über dieses Thema hier zu
Ihnen zu sprechen? – Antwort: Das eigene Erleben und die tief sitzende
Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Es sind ja nur noch wenige Zeitzeugen in
dieser Schützenhalle, die das im Frühjahr 1945 Erlebte mit mir teilen. Aber es
interessiert doch auch kaum noch jemanden, was damals in Deutschland
geschah – abgeheftet im Ordner „Kriegsgeschichte“. Mit diesen eigenen
Erfahrungen aus Flucht und Vertreibung entwickelt man zwangsläufig einen
eher kritischen Blick auf die heutige, aktuelle Lage. 1945 war unser Land
ausgebrannt – es gab kaum jemanden, der helfen konnte – Willkommenskultur:
Fehlanzeige.
Erlauben Sie mir noch eine Anmerkung : Kluge und zukunftsorientierte Politiker
in Deutschland und vor allem auch in den Ländern unserer östl. Nachbarn haben
in den Nachkriegsjahren in langwierigen Gesprächen und Verhandlungen die
Schrecken von Krieg, Flucht und Vertreibung unvoreingenommen diskutiert und
schließlich mit Erfolg um Versöhnung gerungen. Heute leben wir in friedvoller
Nachbarschaft in einem vereinten Europa – ein Europa, das unser Garant für
Frieden und Freiheit ist.
Aber leider haben wir keinen inneren Frieden in unserem Vaterland und auch
nicht in den Ländern unserer europäischen Nachbarn. Mit den hunderttausenden
Schutzsuchenden sind auch unkontrolliert islamistische Terroristen und
Kriminelle eingesickert. Dabei sind aber auch viele Menschen, die ganz einfach
die Regeln für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft – in unserer
Zivilisation missachten. Dazu gehört ganz oben auf diesem Katalog der Regeln
die Gleichstellung von Mann und Frau, aber auch die Akzeptanz, dass unser
Kalenderjahr von christlichen Feiertagen geprägt wird.
Nicht nur der Terrorakt am Breitscheidplatz ist in unserem Gedächtnis – sondern
auch die Meldung, dass sieben junge Flüchtlinge aus Syrien und Libyen in einer
Berliner Ubahn-Station versucht haben, einen Obdachlosen anzuzünden. Hätten
nicht Passanten eingegriffen, der Mann wäre verbrannt. Fast alle diese Männer
waren als Schlägertypen polizeibekannt. Sie sind in Berlin gerade verurteilt
worden. Dieses Verbrechen erschüttert in besonderer Weise: Zum einen verletzt
es das Tötungsverbot und außerdem unsere fundamentale Erwartung, dass
Schutzsuchende diesen Schutz, den unser Land ihnen gewährt, doch schätzen
sollten und keineswegs andere Menschen in unserem Land bedrohen. Ansonsten
könnten wir Bürger uns doch fragen, warum wir eigentlich den Großmut
aufbringen sollen, Leute willkommen zu heißen, die unser Leben unsicherer
machen. Nach meinem Verständnis sieht Dankbarkeit anders aus! – Viele der
entsetzlichsten Verbrechen der vergangenen Jahre wurden von Muslimen
begangen. Der bekannte Slogan, dass nicht alle Muslime Terroristen oder
Kriminelles sind, aber die meisten heutigen Terroristen Muslime, heißt
statistisch dann eben auch, dass sich das Terrorismusrisiko erhöht, je mehr
Muslime hier leben. – Welche moralische Verpflichtung sollten die Bürger eines
Staates haben, den Bürgern anderer Staaten zu helfen, wenn sie damit
gleichzeitig Gefahren importieren – Gefahren, die sich vielleicht erst in der 2.
oder 3. Generation voll entfalten – wie z.B. in Frankreich oder ganz aktuell in
England. . Ungarn und Polen sagen z.Zt. noch: keine Muslime – keine
Terrorprobleme und verweigern die Aufnahme von Flüchtlingen.
Man kann sich die Antwort auf die Pflicht zur Aufnahme leicht machen und auf
das Verfassungs- und Völkerrecht pochen. Artikel 16a des Grundgesetzes stellt
klar: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“. Was genau Verfolgung bedeutet
und wie Flüchtlinge behandelt werden müssen, konkretisiert die Genfer
Flüchtlingskonvention.
Im Jahr 1949, als die Mitglieder des Parlamentarischen Rates über Artikel 16
des GG berieten, war die politische Welt deutlich kleiner als heute. Damals
dachte man allenfalls an Spanier – Stichwort „Franco-Regime“ oder Russen aus
der SU, wenn man im Sinne des GG „Ausländer“ definierte. In der
Redaktionsstube unserer Verfassung hatte man bei politisch Verfolgten aber
zuallererst Deutsche im Sinn. Der erste Entwurf für Artikel 16 lautete: „Jeder
Deutsche, der wegen seines Eintretens für Freiheit, Demokratie, soziale
Gerechtigkeit oder Weltfrieden verfolgt wird, genießt im Bundesgebiet
Asylrecht.“ Ein Asylrecht für sämtliche politisch verfolgten Ausländer erschien
dem Redaktionsausschuss zu weitgehend. Immerhin war das geteilte
Nachkriegsdeutschland ein schwacher Staat mit reichlich eigenen
Vertriebenenproblemen. Als großzügigere Formulierung überlegte der Rat dann
grundsätzlich „Ausländern“, die wegen ihres Eintretens für Freiheit, Demokratie
usw. politisch verfolgt werden, Asylrecht zu gewähren. Am Ende waren es die
Staatsrechtler Carlo Schmid und Hermann von Mangoldt, die die heutige weit
gefasste Formulierung des Artikels 16a durchsetzten – also: „Politisch
Verfolgte genießen Asylrecht“. Schließlich – so Schmid wörtlich – dürfe man
die Asylgewährung nicht davon abhängig machen, ob der Mann uns politisch
nahesteht oder sympathisch ist.
Geboren ist die Asylgarantie also nicht zuletzt im Wettstreit der Systeme
West/Ost und mit der Betonung auf dem Recht der Bundesrepublik, einen
Geflohenen nicht an kommunistische Staatsgefängnisse auszuliefern. Die Väter
des deutschen Asylrechts lebten allerdings in einer Welt, in der man
Menschenrechtsverstöße im Grunde nur dann beklagte, wenn sie – damals 1949
– östlich von Lübeck stattfanden. Was sich Schmid und von Mangoldt 1949
natürlich nicht vorstellen konnten, ist die aktuelle Tatsache, dass junge
Menschen aus arabischen und afrikanischen Ländern in die Europ. Union
einreisen und sich auf Artikel 16 unseres GG berufen. Oder dass Menschen aus
Afghanistan den Mut aufbringen würden, sich bis nach Deutschland
durchzuschlagen. Oder dass das Internet die Annehmlichkeiten des Lebens in
Europa einschl. der Preise für waghalsige Bootstouren über das Mittelmeer bis
in den letzten Winkel Afrikas verbreiten würde. Der Grund dafür ist, dass unser
Vaterland mit seinem großzügigen Sozial- und Asylrecht zum
Hauptanziehungsland nicht nur für politisch Verfolgte aus aller Welt – sondern
auch für wirtschaftlich Benachteiligte einschl. islamistischen Fanatikern und
Kriminellen geworden ist.
Nach unserem heutigen sehr ausgeprägten Verständnis für Menschenrechtsverletzungen,
gibt es im Grunde außerhalb der Europ. Union nur noch wenige
sichere Herkunftsländer. Ist es trotzdem richtig, in dieser Welt voller Krieg und
Unrecht die alten Zufluchtsgarantien, die 1949 im GG formuliert worden sind,
noch aufrechtzuerhalten?
Die sachliche Antwort lautet: Aber natürlich! Schließlich entspricht die für viele
Mitbürger zu weit formulierte Asylgarantie der fundamentalen Überzeugung,
dass Menschenrechte nicht nur anlassbezogen gewährt werden dürfen, sondern
universell gelten. Bei diesen gerade formulierten Überlegungen hat mir die
Recherche des ZEIT-Redakteurs Jochen Bittner geholfen.
Es gibt politische Schwätzer in unserem Land, die verantwortungslos daher
reden: „Asyl zu gewähren, das tun wir uns nicht länger an.“ Doch wir tun es, um
jene Regierungen zu beschämen und mit ihrer Rückständigkeit zu konfrontieren,
die ihre Bürger in Not und Flucht stürzen. Wir tun es aber auch, damit mutige
Menschen, die Veränderung und Fortschritt in ihren Ländern anstreben, nicht
am Galgen landen.
Aber – es gibt ein großes Problem: Was Asyl ist und was Einwanderung, was
Flucht ist und was Migration, ist kaum noch zu unterscheiden. Derselbe
Nordafrikaner, der im Sommer als Erntehelfer nach Italien geht, kann sich im
Winter in Deutschland als Asylsuchender melden. Wir unternehmen zu wenig
gegen diese offensichtlichen Unklarheiten. Die Folgen davon sind doch
Menschenschmuggel, organisierte Kriminalität und eine Überlastung der
Asylbehörden. Die Reaktion vieler Bürger darauf ist zunehmende Wut über den
angeblichen Kontrollverlust des Staates und den Verlust unserer
abendländischen Identität. Das mag übertrieben sein – die grundsätzliche Kritik
ist aber verständlich. Ich meine schon, dass wir als Gesellschaft die Auswahl
vornehmen sollten und zwar gemäß unserem Verständnis davon, was
Mitgliedschaft in unserer Gesellschaft bedeutet und welche Art von
Gemeinschaft wir zu haben wünschen. Deshalb ist es doch auch legitim,
Islamisten und Kriminelle entschlossener, schneller und unkomplizierter
auszuweisen. Wir müssen die Asylsuchenden von den Wirtschaftsflüchtlingen –
die Freiheitssuchenden von den Freiheitsfeinden trennen. Deshalb beantworte
ich die Frage meiner Themenstellung: „Ist unser Asylrecht noch zeitgemäß“ mit
einem klaren JA –ABER! Aber deshalb, weil die Politik Klarheit schaffen muss
– u.a. mit einem Einwanderungsgesetz, das sich z.B. an den kanadischen
Erfahrungen orientiert.
Eine wesentliche Frage bleibt aber offen. Verändern diese hundertausende
Menschen unsere Lebensgewohnheiten – unsere Kultur – zu der übrigens auch
unser Gildewesen gehört? – Die kleine Gruppe der islamistischen Terroristen
und der eingesickerten Kriminellen verbreiten mit ihren Taten bei vielen
Mitbürgern Angst und Schrecken. Es ist zynisch aber auch wahr, dass diese
Verbrecher allerdings auch Arbeitsplätze schaffen. Die Polizeien des Bundes
und der Länder, die Justizbehörden, Nachrichtendienst und Verfassungsschutz
werden personell mit erheblichem Kostenaufwand verstärkt. Das ist zwingend
erforderlich, weil nur der Staat die Sicherheit für uns Bürger gewährleisten kann
und muss.
Wie verhält es sich nun mit der großen, friedlichen Gruppe der anerkannten
Asylsuchenden? Sie sollen – wenn sie es denn wollen – integriert werden, um
irgendwann mit eigener Hände Arbeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch
das gehört zur Würde des Menschen. Das Prinzip der Behörden für die
Integration lautet: Fördern und fordern. Mit großem Aufwand wird vom Staat
die Integration vieler Menschen gefördert. Wie und was mit welchen
Nachweisen von diesen Menschen gefordert wird, weiß ich nicht. Wir alle
können nur hoffen, dass sie mit Leidenschaft und Zielstrebigkeit die Angebote
unseres Landes annehmen. Wir hoffen aber auch, dass die Fluchtursachen in den
Herkunftsländern recht bald beseitigt sind, damit diese Menschen in ihr
Heimatland zurückkehren können, um es wieder aufzubauen. Auch viele unserer
jüdischen Mitbürger, die aus der Nazi-Diktatur geflohen sind, kamen nach
Kriegsende zurück, um mitzuhelfen, ihr Vaterland wieder aufzubauen. Asyl ist
doch Unterkunft, Obdach, Schutz vor Gefahr und Verfolgung – also temporäre
Hilfe und keinesfalls automatisch Einbürgerung. Demjenigen, dem hier geholfen
wurde und dessen Herkunftsland wieder zumutbar sicher ist, hat m. E. auch die
Verpflichtung zurückzukehren und sein Vaterland wieder aufzubauen.
Unsere Lebensgewohnheiten und unsere Kultur werden von den friedlichen,
schutzsuchenden Menschen keineswegs verändert oder gefährdet. Allerdings
sollten und dürfen wir nicht nachlassen, die oft verhöhnten und verpönten
deutschen Tugenden zu leben. Dazu gehören u.a. Fleiß, Höflichkeit und
Gerechtigkeit gegenüber jedermann, Pflichtbewusstsein und vor allem auch
Toleranz. Lassen Sie ihre Kinder in die Welt reisen, um andere Kulturen
kennenzulernen und Vorurteile abzubauen. – Wenn man unser Vaterland über
einen längeren Zeitraum – über einige Jahrhunderte – betrachtet, dann werden
doch ständige Anpassungen sichtbar – in der Kultur, in der Religion, in den
Wirtschaftsverhältnissen. Das ist doch Anpassung ohne Identitätsverlust. – man
könnte es auch gelungene Weiterentwicklung nennen. Dieser positive Prozess
zeichnet unser Vaterland und seine Bürger doch aus.
Viele Jahre haben wir am heutigen 17. Juni der Teilung unseres Vaterlandes
gedacht und dabei die Hoffnung auf die Wiedervereinigung nie aufgegeben. Die
Einheit Deutschlands haben wir friedlich erreicht. Der Baumeister dieser
Einheit, Bundeskanzler Helmut Kohl, ist gestern gestorben. Das Verständnis
der Menschen in Ost und West füreinander hat allerdings immer noch Lücken,
die über die Jahre zuwachsen werden. Aber auch Flüchtlinge und Asylbewerber
sollten mehr Verständnis für uns – ihre Gastgeber zeigen – wir leben nämlich
nicht im Schlaraffenland; vielmehr wird jeder EURO für ihre Unterstützung hier
von fleißigen Menschen erarbeitet. – Deshalb möchte ich mit einem
hoffnungsvollen Appell an uns alle und auch an die zugereisten Menschen
schließen: Lassen Sie uns versuchen, das Gemeinsame zu schätzen und das, was
uns unterscheidet zu respektieren.


Die Vaterländische Rede 2016 – von Albert Haase

Vaterländische Rede 2016

Albert Haase

Die Rede wurde „offen“ gehalten und liegt daher leider auch nicht als Text vor.


Die Vaterländische Rede 2015 – von Sven Gösch
PDF – zum Download bitte KLICKEN

Vaterländische Rede 2015

Sven Gösch

Majestäten, verehrte Gäste, liebe Schützenbrüder,

die Vaterländische Rede ist für mich in jedem Jahr eines der ersten Highlights am Tag des Vogelschießens.Zumeist von erfahrenen Schützenbrüdern gehalten, saß ich im letzten Jahr mit dem Ältermann beim Katerfrühstück am Sonntagmorgen zusammen und fragte ihn, ob es nicht mal möglich ist, dass diese traditionelle Rede von einem „ jungen Schützenbruder“ vorgetragen wird. Unser Ältermann sagte spontan:,, Finde ich gut, dass du das machen möchtest – ich werde das gleich notieren.“

Da saß ich nun mit meinem Talent. Über was willst du reden? Welches Thema gab es in den letzten Jahren nicht? Was willst du, als junger Spund, über Deutschland, Deinem Vaterland erzählen.

Im letzten Jahr wurde die Vaterländische Rede von meinem Schützenbruder Holger Frank gehalten. Er beendete seine Rede mit den Worten – ich bin Stolz ein Deutscher zu sein. Auch wenn ich weiß, wie er diesen Satz gemeint hat, müssen wir auf Grund unserer Geschichte mit solchen Äußerungen immer noch sehr vorsichtig sein. Aber warum???

Leider müssen wir in Deutschland immer noch zu oft Berichte über ausländerfeindliche Angriffe und- ja nennen wir es mal beim Namen – „Ausländerhass“ erleben. Und das ist für mich eine sehr traurige Geschichte.

Daher lautet mein Thema heute:

Unser Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg und damit verbunden die Geschichte der Zuwanderung nach Deutschland nach 1950.

Im Internet habe ich Folgendes gefunden:

Aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstums kam es Mitte der 50er-Jahre zu einem Arbeitskräftemangel. Die Bundesrepublik begann im Ausland Arbeitskräfte anzuwerben. Die Boomjahre der Anwerbung endeten 1973. Die Zuwanderung nahm nach der Wiedervereinigung stark ab.

Massenmigration gab es nicht nur in modernen Industriegesellschaften. Zwischen 1821 und 1924 wanderten etwa 55 Millionen Menschen aus Europa nach Übersee aus. Die Kolonialisierung und ebenso die Entkolonialisierung lösten größere Migrationsbewegungen aus. Nach den beiden Weltkriegen kam es in Europa zu Massenflucht und Vertreibung.

Die Anwerbung von „Gastarbeitern“

Ende der 40er-Jahre ebbte der durch den Zweiten Weltkrieg verursachte Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen ab. Mitte der 50er-Jahre, als ein rasantes Wirtschaftswachstum zu einem Arbeitskräftemangel führte, begann auch die Bundesrepublik Arbeitskräfte im Ausland anzuwerben. 1955 wurde der erste Anwerbevertrag mit Italien geschlossen. Abkommen mit Spanien und Griechenland folgten 1960. Weitere Abkommen wurden mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964) Tunesien (1965) und Jugoslawien (1967) geschlossen.

Allerdings war der Zuzug ausländischer Arbeitskräfte zunächst quantitativ wenig bedeutsam, da der Arbeitskräftebedarf bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 weitgehend mit übergesiedelten Personen aus der DDR gedeckt wurde.

Erst danach wurden ausländische Arbeitskräfte in großer Zahl angeworben und bereits 1964 wurde der einmilllionste Gastarbeiter in Deutschland begrüßt und mit einem Motorrad beschenkt. 1973, als in Folge der Ölkrise ein Anwerbestopp verhängt wurde, lebten knapp 4 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland.

In den Boomjahren der Anwerbung von den 60er-Jahren bis zum Anwerbestopp 1973 wurden ausländische Arbeitskräfte angeworben, um den Arbeitskräftebedarf in der industriellen Massenfertigung, der Schwerindustrie und dem Bergbau zu decken. Dabei handelte es sich überwiegend um Tätigkeiten, die nur geringe Qualifikations-anforderungen stellten. Entsprechend war auch der Qualifikationsgrad dieser Arbeitskräfte vergleichsweise niedrig und sie gliederten sich am unteren Ende der Arbeitsmarkthierarchie ein. Die Anwerbung sollte jedoch nicht zu einer dauerhaften Niederlassung ausländischer Arbeitskräfte führen. Es sollte lediglich der Bedarf an gering qualifizierten Arbeitskräften während der Hochkonjunkturphase überbrückt werden. Da die Arbeitsverträge zunächst befristet waren, kamen viele Arbeitskräfte ohne Familie. Erst mit der zunehmend längeren Aufenthaltsdauer wurden auch Familien nachgeholt.

Einige werden sich jetzt fragen – was hat das denn mit heute zu tun?

Ist es heute nicht immer noch so, dass wir Menschen mit….. wie hieß es eben….. geringen Qualifikationsanforderungen beschäftigen? Nehmen wir mal die Erntehelfer. Welche Gründe gibt es, Osteuropäer anstatt Deutsche für diese Arbeit zu beschäftigen?

Beim Schreiben dieser Rede habe ich mich irgendwann gefragt,

-wann ist man eigentlich Ausländer?

-Warum behandeln wir Menschen mit anderer Hautfarbe anders, als zum Beispiel Menschen aus der Schweiz?

-Bin ich kein Ausländer mehr, wenn ich eingebürgert wurde?

Hier gehen die Meinungen doch sehr oft auseinander. Für mich ist rechtlich erstmal jeder „Ausländer“, der keinen deutschen Pass hat. Das finde ich auch gar nicht schlimm, denn egal in welchem Land ich Urlaub mache, bin ich dort auch „Ausländer“.

Wenn die Zahlen im Internet stimmen, lebten im letzten Jahr 8,2 Millionen Ausländer in Deutschland, dazu kommen 9,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Zusammen sind das ca. 20% unserer Bevölkerung.

Lagen wir uns im letzten Jahr nicht alle in den Armen? Ja WIR sind Weltmeister und so bezeichnet sich doch gerne jeder Deutsche. Alle haben sich gefreut und das obwohl wir einen großen Anteil an Deutschen mit Migrationhintergrundin unserer Nationalmannschaft haben.

In jedem Beruf, in der Politik und gerade im Sport sind viele Menschen beschäftigt, die entweder einen Migrationhintergrund haben, oder eben Ausländer sind.

Solange sich jeder an die Rechte und Pflichten in unserem Land hält jeder bemüht ist, sich in unser soziales demokratisches Umfeld zu integrieren, halte ich das auch für legitim!

In unserem Grundgesetzt heißt es:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Ich möchte mit meiner Vaterländischen Rede zum Ausdruck bringen, dass es Jahre gab und es auch heute noch so ist, dass wir in Deutschland auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen sind.

Leider mussten auch wir in unserer Geschichte erleben, was Völkermord bedeutet. Ist es da nicht unsere Pflicht, den Menschen zu helfen, die auch heute noch vor diesem Terror fliehen?

In Deutschland haben wir glücklicherweise das Recht auf freie Meinung und es liegt mir auch fern, Jemandem meine Meinung aufzuzwingen. Mein leider schon lange verstorbener Großvater hat einmal zu mir gesagt, da war ich ungefähr 10 Jahre alt: „Wir haben den Krieg nicht verloren, wir wurden befreit“! Im Übrigen war der, der unsere Geschichte so negativ beeinflusst hat, auch kein Deutscher!

Ich habe nichts gegen Ausländer – im Gegenteil! In meiner beruflichen Vergangenheit hatte ich immer mit vielen Menschen – und die Betonung liegt hier auf dem Wort Menschen – unterschiedlichster Nationalitäten zu tun. Wir haben uns immer gut ergänzt – egal ob im Job oder im Sport.

Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema ist:

Wir als Deutsche sollten unseren Beitrag dazu leisten, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, sein Leben ohne Verfolgung und Mord zu bestreiten. Aber nicht um jeden Preis – die Probleme, die wir ja nun mal im eigenen Land haben, dürfen wir hierbei natürlich nicht außer Acht lassen.

Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass auch ich stolz bin, ein Deutscher zu sein!

Vielen Dank!



Die Vaterländische Rede 2014 – von Holger Frank
PDF – zum Download bitte KLICKEN

Vaterländische Rede 2014

Holger Frank

Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher, Majestät,
sehr geehrte Gäste, liebe Gildebrüder,

ich habe mich gefragt seit wann es die „Vaterländische Rede“ gibt und wie sie entstanden ist und ich fragte bei alten Mitgliedern nach.
Vaterländische Gedanken sind auf den Schützenfesten der Neustädter Schützengilde immer geäußert worden. Aufzeichnungen darüber gibt es keine. Die „Vaterländische Rede“, sowie sie heute gehalten wird, soll esseit etwa 1960 geben, also seit ungefähr 55 Jahren, es ist daher schon viel gesagt worden.
Mein Thema heute lautet:
Wohin driftet Deutschland, haben nationale Tugenden und Traditionen heute noch ihren Wert?
Kein ganz unumstrittenes Thema. Bevor ich jedoch in das Thema einsteige, möchte ich aus meiner Sicht eines klar stellen was mich immer wieder ärgert.
Jeder, der in unserem schönen Land lebt, sollte sich auch mit ihm identifizieren. Ist er Staatsbürger dieses Landes, dann übernimmt er auch Pflichten neben seinen Rechten. Dazu gehört für mich z.B.dass bei nationalen oder inter-nationalen VeranstaltungenRepräsentanten unseres Landes die Nationalhymne mit singen, wenn diese ertönt.
In jedem Land aufdieser Erde haben die Einwohner Tugenden und Traditionen. Sie leben mit ihnen, sie leben in ihnen. Es ist genau das, was ein Volk so besonders macht. Das Wort Tugend kommt von taugen, der Eignung eines Menschen, seine Fähigkeit, eine wertvolle Leistung zu erbringen. In der Antike spricht man von den vier Kardinaltugenden:
– Klugheit
– Gerechtigkeit
– Mäßigkeit
– Tapferkeit.
Seit 1797, dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms III. erklangvom Glocken-turm der Potsdamer Garnisonskirche alle halbe Stunde ein Glockenspiel mit einer Melodie aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Der dazu-gehörige Text sind die ersten Zeilen des Gedichtes von Ludwig Christoph HeinrichHölty an seinen Sohn „ üb` immer Treu und Redlichkeit“.
Sie galt als Sinnbild preußischer Moraltugend.
Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg zerstört.Seit 1991 gibt es ein nachgebildetes Glockenspiel in der Nähe des Kirchenstandortes. Die halbstündlichen und stündlichen Choräle erklingen seitdem wieder.
Wie steht es heute mit den anderen „sogenannten“ deutschen Tugenden.
Mit:
Fleiß, Unbestechlichkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit oder Sparsamkeit, Aufrichtigkeit und Bescheidenheit ?
Aufgrund unserer unseligen Vergangenheit hat die links orientierte 68ziger Bewegung diese Tugenden zu entbehrlichen Sekundärtugenden degradiert und die grundlegenden christlichen Tugenden( Glaube, Liebe, Hoffnung ) sowie die bereits erwähnten antiken Grundsätze ( Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit und Tapferkeit ) in den Vordergrund gestellt. Das sind sicherlich edle und für das menschliche und gesellschaftliche Zusammenleben unentbehrliche Grundsätze. Die erwähnten sogenannten deutschen Tugenden sind aber der Grundstein für unseren Wohlstand. Einigesind in den letzten Jahren ein wenig in Vergessen-heit geraten.Wir das Land der Pünktlichkeit, Wertarbeit und Disziplin sind in der jüngsten Vergangenheit weltweit unangenehm aufgefallen.
Als nur einige Beispiele nenne ich:

– das Prestigeobjekt Hauptstadtflughafen dessen Inbetriebnahme immer weiter hinausgezögert wird, über die Kostenexplosion ganz zu schweigen
– das Großprojekt Hamburger Elbphilharmonie, was
– ursprünglich einmal 77 Millionen Euro kosten sollte, heute spricht man von mehr als 500 Millionen Euro
– in der Spundwand des nagelneuen Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven sind weit über 100 Risse entdeckt worden, Schaden ca. 25 Millionen Euro.
Dennoch ist Deutschland berühmt für seine Innovationen. Die in Deutschland gefertigten Produkte sind nach wie vor weltweit gefragt und begehrt und unsere Kanzlerin ist weltweit geachtet.
Schon 2006 forderte der damalige brandenburgische Ministerpräsident Platzeck die Rückbesinnung auf preußische Tugenden. Die Grundeigenschaften wie Anständigkeit, Verlässlichkeit und Pflichterfüllung sollten in Deutschland wieder Einzug halten.
Jetzt möchte ich noch ein wenig intensiver auf die sogenannten Primärtugenden, die Kardinaltugenden aus der Antike eingehen.
Die Klugheit ist die Fähigkeit, Zusammenhänge zu durchschauen und das Wesentliche darin zu erkennen. Die daraus resultierende nächste Stufe ist die Weisheit. Die meisten von uns sind in dem Alter, diese Stufe bereits erklommen zu haben, zumindest sollte es so sein. Das dieses auf die Jugend in Deutschland zur Zeit nicht so uneingeschränkt zutrifft, zeigen die Pisastudien der OECD, welche in dreijährigem Rhythmus bei Schulkindern in Europa erhoben werden. Nun sind Statistiken in vielen Fällen allerdings nicht so aussagekräftig wie sie immer dargestellt werden. Ich halte das föderalistisches Schulsystem in dem jedes Bundesland seine eigenen Schulgesetze macht für kein gutes System. Jedes Bundesland experimentiert und unsere Kinder und Enkelkinder bleiben auf der Strecke.
Wir sind das Land der Dichter und Denker, wie es so schön heißt. Früher legten unsere Eltern wert darauf, dass wir, die Nachkommenschaft, uns gewählt auszudrücken vermochten. Wo ist unsere Sprachkultur geblieben. Heute sind Worte wie krass, geil, ätzend etc. in den täglichen Sprachschatz integriert. Kaum jemand reagiert negativ, wenn man sie benutzt. Es werden keine klaren Worte mehr gesprochen, unmissverständliche Redewendungen sind heute nicht mehr aktuell, alles wird zerredet.
Dazu ein kleines Beispiel:
– die zehn Gebote bestehen aus 279 Worten
– die amerikanische Unabhängigkeitserklärung besteht aus 300 Worten- die EU-Verordnung über den Import von Karamellbonbons hat exakt 25.911 Worte
Die Grundnorm des weltweiten menschlichen Zusammenlebens ist die Gerechtigkeit. Kaum etwas empört Menschen so sehr wie Ungerechtigkeit. Daher berufen sich in allen Staaten Gesetzgebung und Rechtsprechung auf sie. Die häufigste Darstellungsform in westlichen Kulturkreisen ist Justitia mit der Waage in der einen Hand, dem Schwert in der anderen Hand und der Binde vor den Augen. Bei den alten Griechen hat die Gerechtigkeit mit innerer Einstellung zu tun. Sie ist eine von den herausragenden Tugenden, eine Charaktereigen-schaft, welche immer in Bezug auf andere Menschen zu setzen ist. Dass sich da bei den heutigen Griechen ein kleiner Wandel vollzogen hat wissen wir alle.
Auf Deutschland bezogen muss ich sagen, dass weltwirtschaftliche Probleme, Klimawandel und demographische Entwicklungen diese Tugend aber auch bei uns in einem etwas anderen Licht erscheint. Auch in Deutschland hat Gier und Verantwortungslosigkeit einiger Weniger mit zur Finanzkrise beigetragen. Mit preußischer Treu und Redlichkeit hatte das nichts zu tun, was Steuerflüchtlinge, Steuerhinterzieher und Plagiatsfälscher gemacht haben. Als Exportweltmeister der für seine technologischen Innovationen und sein „Made in Germany“ in aller Welt Anerkennung genießt, hat unser Land solche Entgleisungen nicht nötig.
Die Mäßigkeit ist auch eine der Tugenden, die ein Volk auszeichnet. Synonyme Begriffe dafür sind: Besonnenheit, Selbstbeherrschung , Zurückhaltung, Bescheidenheit, Zufriedenheit, um nur einige, wie ich finde, wichtige zu nennen. Sind das Dinge, die den Deutschen mit steigendem Wohlstand vielleicht ein wenig verloren gegangen sind?
Im Lexikon steht: Mäßigkeit ist die sittliche Kraft, welche eine ausgewogene Lebensweise ermöglicht. Exzesse ebenso wie Empfindungslosigkeit sind nicht akzeptabel. Insbesondere im Ausland sollten Landsleute unsere Nation im besonderen Licht darstellen. Wir alle wissen, wie unangenehm und laut wir uns teilweise im Ausland bewegen.
Tapferkeit ist ein in der deutschen Sprache seit der alt- und mittelhochdeutschen Heldendichtung geprägter Begriff. Er hat seine Vorläufer aber bereits in der klassischen Antike. Er findet hier Verwendung als Mannhaftigkeit für einen Menschen, der sich damals durch hoch im Kurs stehende männliche Tugenden auszeichnete. Wer Tapferkeit bewies galt als mannhaft, furchtlos und tüchtig. Für mich gehören die beiden Begriffe Tapferkeit und Mut zusammen, denn das eine kann meines Erachtens ohne das andere nicht existieren. Nun mag man glauben, dass dieses Begriffe aus den vergangenen Jahrhunderten sind. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall. Es gibt gerade aus der jüngsten Vergangenheit viele Fälle in denen Mut und Tapferkeit bewiesen worden ist. Der Mut den Leuten entgegen zu treten, die andere drangsalieren und die Tapferkeit zu haben das zu erdulden, was einem bei und nach der Hilfeleistung alles widerfährt. Es gibt aber leider immer noch viel zu Wenige, die den Mut und die Tapferkeit aufbringen sinnvoll zu handeln. Wichtig ist jedoch überhaupt sich einzubringen.
Um die Traditionen der Deutschen mache ich mir weniger Gedanken. Sie sind gegenwärtig und werden fast überall gelebt.
Seien ist es die unterschiedlichsten Hochzeitsbräuche, die wir praktizieren, Oktober- und Folklorefeste, Schützenfeste, Jahrmärkte und andere Volksfeste. Sie sind in der ganzen Welt berühmt und jedes Jahr werden Millionen von Besuchern erwartet.
Wir Deutsche haben als Reaktion auf die Kaiserzeit und das Dritte Reich in eine falsche Richtung überreagiert. Das Bewusstsein der historischen Schuld ist zwar noch sehr präsent, die Mehrheit der Deutschen möchte sich aber nicht mehr davon einschränken lassen. Das haben Erhebungen von Soziologen der Universität Hohenstein ergeben. In der Vergangenheit war es so, dass eine nationale Orientierung oder Gesinnung mit Nationalismus oder Faschismus gleichgesetzt wurde. Inzwischen hat die Bevölkerung erkannt, dass wir in dieser Hinsicht und im Spiegel der Weltöffentlichkeit bereits wesentlich mehr dürften als wir uns selbst erlauben. Große Teile der Bevölkerung sind der Ansicht, dass Schule, Politik und Medien viel zu selten ein positives Bild des Deutsch-Seins vermitteln. 73% der Deutschen teilen mittlerweile den Wunsch nach einem stärkeren Wir-Gefühl. Wir wollen wieder mehr Selbstbewusstsein im Hinblick auf nationale und kulturelle Identität zeigen. Dazu hat das weltweite Wohl-wollen, welches uns als Gastgeber während der Fußballweltmeisterschaft 2006 entgegengebracht wurde in hohem Maße beigetragen. Wir haben uns einfach gut gefühlt in diesen Wochen. Wir sollten uns viel mehr trauen, denn ich kenne keine Nation, die so viel geschafft hat wie unsere. Fast 80% der Deutschen fühlen heute wieder eine tiefe Verbundenheit mit dem eigenen Land und würden sich mit großer bis sehr großer Bestimmtheit wieder für die deutsche Staats-bürgerschaft entscheiden.
Es gibt aber Landsleute, wie unser Nobelpreisträger Günter Grass die „sich schämen, Bürger in einem Land zu sein, dass zu einem bloßen Wirtschaftsstandort verkommen ist“.

Ich bin stolz darauf ein Deutscher zu sein!
Ich danke Ihnen und Euch für die Aufmerksamkeit.



Die Vaterländische Rede 2013von Hartmut von Halle
PDF – zum Download bitte KLICKEN

Vaterländische Rede 2013

Hartmut von Halle

Liebes Königspaar, liebe Majestäten,
verehrte Älterleute, liebe Schützenschwestern und –brüder,

sehr geehrte Damen und Herren,

solange ich Mitglied der Gilde bin, ist es mein Traum gewesen, hier vor Sie hinzutreten und es meinen Vorgängern, denen ich mit höchstem Respekt zugehört habe, gleich zu tun und die Vaterländische Rede zu halten.

Als ich dann anfing, mich mit dem Thema zu befassen, merkte ich schnell, dass das nicht ganz so einfach ist, wie ich es mir vorgestellt hatte und in mir kamen erste Zweifel, ob ich mich damit nicht vielleicht doch übernommen hätte.

Schnell wieder absagen – nein diese Schwäche wollte ich mir nicht leisten.

Der Blick ins Internet brachte leider auch kaum Hilfe und so setzte ich mich dann hin und versuchte meine seit langem vorhandene Idee umzusetzen.

Die Deutschen und die Deutsche Flagge

oder

200 Jahre Schwarz/Rot/Gold !

Denn was liegt näher als dieses Thema, arbeite ich doch seit 1975 mit zwei Unterbrechungen (beim reporter und bei einer dänischen Reederei) in der Neustädter Reederei Peter Deilmann und außerdem … in diesem Jahr bestehen die Farben schwarz/rot/gold seit genau 200 Jahren.

Ein Thema, dass schon Ende letzten Jahres an Bedeutung gewonnen hatte, als die Flagge des Traumschiffs DEUTSCHLAND plötzlich Malta werden sollte.

Ein Sturm der Entrüstung ging durch die Presselandschaft in ganz Deutschland und die neue Geschäftsleitung gab schließlich ihre Pläne auf.

Die DEUTSCHLAND bleibt das echte Traumschiff mit Heimathafen Neustadt in Holstein und fährt weiterhin als einziges Kreuzfahrtschiff unter Deutscher Flagge, wie bereits alle anderen Schiffe (außer der REGINA MARIS) der Reederei seit Ihrer Gründung vor über 40 Jahren durch den 2003 verstorbenen Peter Deilmann.

Viele von Ihnen – zumindest alle meines Jahrgangs und älter können sich vielleicht erinnern, welche Bedeutung die Deutsche Flagge früher für uns hatte: KEINE ! Kaum jemand kam auf die Idee sich einen Fahnenmast vor die Tür zu stellen und zu besonderen Anlässen Flagge zu zeigen oder gar sich die Farben der Deutschen Flagge ins Gesicht zu malen, wie es in anderen Ländern ein ganz normaler Brauch war und ist.

Eigentlich erst seit jenem denkwürdigen Fußball-Weltmeisterschafts-turnier war plötzlich alles anders. Die Flaggen schossen wie die Pilze aus dem Boden. Ein Heer von beflaggten Autos zog durch die Straßen, Flaggen hingen aus dem Fenster und wehten an den Masten.

Im Fernsehen zeigten sich die führenden Politiker bei Ihren Reden so, wie es beispielsweise in Amerika mit dem Sternenbanner schon immer usus war … mit der Deutschen Flagge im Hintergrund.

Eine Nation erwachte aus ihrem Trauma der Vergangenheit und zeigte plötzlich stolz – ein ganz natürliches Nationalbewusstsein, das auch im Ausland ohne Scheu mit Bewunderung akzeptiert wurde.

Blicken wir aber einmal zurück.

Jedes Land hat seine eigene Flagge. Die Flagge Japans zum Beispiel ist weiß mit einer roten Sonne. Und das Sternenbanner der USA hat sieben rote, sechs weiße Streifen und 50 weiße Sterne.

Aber warum eigentlich haben wir schwarz-rot-gold? Wie ist die deutsche Flagge zu diesen Farben gekommen?

Dass die deutsche Flagge schwarz/rot/gold ist, steht im Grundgesetz. Das gilt seit 1949, also seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Die Geschichte der Deutschen Flagge reicht aber viel weiter zurück bis in die Zeit der Befreiungskriege.

Vor nunmehr 200 Jahren kämpften Deutsche – darunter sehr viele Studenten – aus allen Teilen Deutschlands gegen den französischen Herrscher Napoleon. Die Soldaten, die aus ganz Deutschland kamen, hatten sehr unterschiedliche Uniformen. Um einheitlicher auszusehen, färbten sie einfach ihre Uniform in schwarz, die Aufschläge in rot und die Knöpfe golden. Jede Farbe hatte eine besondere Bedeutung: Schwarz stand für die schlechten Bedingungen, in denen die Menschen größtenteils lebten, Gold für die Freiheit, die sie erlangen wollten und Rot für das Blut, das im Kampf vergossen wurde.

Freiheit und gleiche Rechte für alle wollten auch die Menschen erreichen, die sich zu einem Treffen auf dem Hambacher Schloss im Jahr 1832 versammelten. Deswegen kamen viele von ihnen auch mit schwarz/rot/ goldenen Fahnen. Und schließlich hatte dann 1848 die erste offizielle deutsche Flagge schwarz/rot/gold.

Preußen, als wohl einflussreichster deutscher Staat, versuchte die deutschen Einigungsbestrebungen in Bahnen zu lenken, die den eigenen Interessen entsprachen.

Der bedeutendste Schritt in diese Richtung war die Gründung des Norddeutschen Bundes im Jahre 1867. Otto von Bismarck veranlasste als preußischer Ministerpräsident persönlich durch die am 1. Juli 1867 in Kraft getretene Verfassung die Annahme einer neuen Flagge für die Kriegs- und Handelsmarine in schwarz-weiß-rot gestreift.

Otto von Bismarck plädierte schließlich am 9. Dezember des Jahres in einem ersten Verfassungsentwurf des Norddeutschen Bundes für diese Kombination, und auch der preußische Marineminister Prinz Adalbert von Preußen sprach sich in einem Vortrag vor König und Kronprinz dafür aus. Die Farben schwarz/weiß/rot wurden schließlich am 22. Juni 1867 in der fertigen Verfassung festgelegt. Der Öffentlichkeit wurde erklärt, dass Schwarz/Weiß für die preußischen und Rot/Weiß für die Hansestädte stünden. Obwohl die Hanse selber zwar als Städtebund nie eine eigene einheitliche Flagge hatte, führten die Wappen fast aller Mitgliedsstädte die Farben Weiß und Rot.

Die neuen Farben passten mit den Farben des Königs von Preußen, Wilhelm I. perfekt zusammen. Schwarz/Weiß waren die Farben Preußens und Rot/Weiß die der Mark Brandenburg. Gegen die neue Flagge in schwarz/weiß/rot gab es auch kaum Widerstand – und selbst den Anhängern von Schwarz/Rot/Gold war dieser erste Schritt einer Vereinigung der deutschen Staaten wichtiger als die Farbgebung der Flagge.

So wurde diese Flagge schließlich zur Nationalflagge des Deutschen Reiches von 1871 bis 1918, das den Norddeutschen Bund ablöste.

Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wurde die schwarz/weiß/rote Flagge in der Weimarer Republik am 14. August 1919 wieder durch eine Schwarz/Rot/Goldene Flagge ersetzt.

Die erste Flaggenverordnung vom 31. Juli 1921 legte weitere Flaggen fest. Es wurden fünf schwarz/rot/goldene bzw. fünf schwarz/weiß/rote Grundtücher festgesetzt. Diese komplizierte Regelung gefiel jedoch niemandem, und jedes Lager betrachtete seine Farben als die wahren Farben der Deutschen Flagge.

Die deutsche Handelsflotte fuhr somit bis 1933 mit den Farben Schwarz/Weiß/Rot und hatte zusätzlich eine Gösch (die kleine Flagge am Bug) in den Farben Schwarz/Rot/Gold.

Auf die anschließende Zeit des Nationalsozialismus möchte ich hier nicht weiter eingehen. Auch wenn diese Zeit nicht verdrängt werden kann und darf, so muss sie zumindest meiner Meinung nach nicht immer wieder Berücksichtigung finden, zumal diese ca 15 Jahre in der zeitlichen Entwicklung der Deutschen Flagge zum Glück nur eine Nebenrolle spielen.

Die Farben der Deutschen Flagge stehen für Freiheit und Einheit, für Demokratie, für Recht und Gerechtigkeit. Sie sind ein Symbol für den freiheitlichsten, menschlichsten und sicher auch erfolgreichsten Staat, den es je auf deutschem Boden gegeben hat. So wie unsere Nachbarn

ganz selbstverständlich zu ihrer Nation stehen, so haben auch wir das Recht und die Verpflichtung dazu in einem Europa der Vaterländer.

Rückblickend auf die Entwicklung und Rückbesinnung auf ein natürlichesNatianalbewusstsein seit der Fußballweltmeisterschaft sei aber auch gesagt, dass scheinbar in Teilen unserer Gesellschaft nur noch im Sport Regeln, Leistung und Teamgeist als allgemein verbindlich und vorbildlich anerkannt werden.

Wenn man Fußballspieler oder ehemalige wie Neuer, Müller, Schweinsteiger, Klose oder Özil wegen ihrer hervorragenden Leistungen bejubelt, dann ist das verständlich. Aber wir müssen auch daran denken, dass es im Alltag auch nicht ohne – dann die eigene – Leistung geht.

Wenn eine deutsche Elf wegen ihres Teamgeistes gelobt wird, dann muss man daran denken, dass Teamgeist auch anderswo gefragt ist, nämlich am Arbeitsplatz, in der Familie, im öffentlichen Leben. Es gibt nicht nur das „Ich“ in dieser Gesellschaft, es gibt auch das „Wir“!

Und auch im täglichen Leben gelten Regeln für das Miteinander.

Wer sich an diese Regeln nicht hält, der muss dafür gerade stehen und die Konsequenzen tragen.

Wer in diesem Land meint, er müsse ausschließlich sein privates Süppchen auf Kosten anderer kochen, dem müssen wir seine Grenzen aufzeigen, auch wenn es weh tut!

In der geschichtlichen Entwicklung sind es, neben vielen anderen, gerade die Gilden gewesen, die den vaterländischen Bestand gefördert und bewahrt haben!

„Nimmer wird das Reich vergehen, wenn ihr einig seid und treu“.

So ist es eingemeißelt am Deutschen Eck in Koblenz zu lesen und so können wir auch aus dem „Lied der Deutschen“ zuversichtlich jene 3. Strophe singen, die nach den vergangenen geschichtlichen Epochen erfreulicherweise zu unserer Nationalhymne wurde.

„Einigkeit und Recht und Freiheit für das Deutsche Vaterland“.

In diesem Sinne bitte ich Sie, sich zu erheben, und mit mir darauf anzustoßen und danach unsere Nationalhymne zu singen.

Ich trinke mit Ihnen und Euch auf das Wohl unserer Neustädter Schützengilde und der Bewahrung und dem Erhalt ihrer Traditionen – gemäß meinem Königsspruch von 2007 „Traditionen bewahren, aber mit der Zeit gehen“ !

„Prost !“

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit !